Einen besonderen Grund zur Freude bot an den Weihnachtsfeiertagen 2023 die Wiedereröffnung der Ausstellung der Anhaltischen Gemäldegalerie im Schloss Georgium.
Bereits am 22.12.23 war die neue Präsentation der Dauerausstellung in einer Pressekonferenz vorgestellt worden, an welcher der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt Dr. Reiner Haseloff, der Minister für Kultur Rainer Robra und der Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau Dr. Robert Reck teilnahmen. Mit dieser Eröffnung und der noch anstehenden Fertigstellung des östlich an das Schloss angrenzenden Blumengartens bis Mitte 2024 wird ein langjähriger Prozess der umfassenden Sanierung des Schlosskomplexes Georgium abgeschlossen. Dieser umfasste auch die Grunderneuerung des Blumengartenhauses und seine Einrichtung für die Zwecke der musealen Vermittlungsarbeit.
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Frau am Cranach-Altar © Anhaltische Gemäldegalerie Dessau
Die Sammlung der Anhaltischen Gemäldegalerie wird heute so selbstverständlich mit dem Schloss Georgium in Verbindung gebracht, dass schnell übersehen wird, dass dieses Haus erst seit 1959 Heimstatt der Dauerausstellung des Museums ist. Dessen Grundstock, die Gemäldesammlung der Fürstlichen Amalienstiftung war ab 1793 als erste öffentliche Kunstsammlung Dessaus im Palais Dietrich in der Zerbster Straße zu besichtigen. Als der Freistaat Anhalt in den 1920er Jahren ein zentralisiertes Landeskunstmuseum plante, sollte dieses zunächst auch hier zuhause sein. Aus Platzgründen wählte die Regierung dann jedoch das Palais Reina an der Kavalierstraße für die 1927 eröffnete Anhaltische Gemäldegalerie aus. Dieses klassizistische Palais, welches sich ungefähr an der Stelle des heutigen Bauhaus Museums befand, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Anhaltische Gemäldegalerie musste nach Kriegsende an zeitweilige Standorte wie das Schloss Mosigkau und das Dessauer Palais Bose ausweichen, bevor sie 1959 in das Schloss im Georgengarten einziehen konnte.
Schloss Georgium und der angrenzende Gartenbereich waren zuvor bis zum Ende des Krieges in der Hand der herzoglichen Familie verblieben und von deren Angehörigen genutzt worden. Bis heute haben sich originale Bestandteile der Innenausstattung, vor allem die Stuckdecken und wesentliche Teile der wandfesten Ausstattung des 18. und des späten 19. Jahrhunderts erhalten. Bei der zurückliegenden Sanierung bestand eine besondere Herausforderung oft darin, die Ansprüche dieses Baudenkmals mit denen eines modern ausgestatteten Kunstmuseums in Einklang zu bringen. Da der Hauptzugang des Museums jetzt von der westlichen Seite erfolgt und ein moderner Personenaufzug eingebaut wurde, sind nun alle Ausstellungsebenen erstmals barrierefrei erreichbar. Auch in Zukunft werden Veranstaltungen im Tischbein-Saal, wie die Kammerkonzerte der Anhaltischen Philharmonie und die Vorträge der Anhaltischen Goethe-Gesellschaft, das kulturelle Angebot der Gemäldegalerie ergänzen.
Porträtwand in der Dauerausstellung © Anhaltische Gemäldegalerie Dessau
Erstmals steht nun das vollständige zweite Obergeschoss des Schlosses als Ausstellungsfläche zur Verfügung, so dass die Galerie nun mehr von ihren Schätzen präsentieren kann als je zuvor. Von den ungefähr 1.800 Gemälden der Sammlung sind aktuell 260 im Schloss Georgium zu besichtigen. Beständig wechselnde Präsentationen im Erd- und im zweiten Obergeschoss sollen dafür sorgen, dass auch unbekannte Werke aus den Depots zumindest zeitweise ihren „Auftritt“ erhalten können. Die Beseitigung der Depoträume im zweiten Obergeschoss zugunsten von Ausstellungsflächen bringt allerdings auch die Verpflichtung mit sich, ein neues ständiges Depot für die Anhaltische Gemäldegalerie zu schaffen, und recht eigentlich kann der Sanierungsprozess erst mit dessen Bezug als abgeschlossen angesehen werden.
Das „Kunstmuseum im Gartenreich“
Die Dauerausstellung der Gemälde ist in einem chronologisch angeordneten Rundgang zu besichtigen, welcher mit den ältesten Tafelbildern aus dem 15. Jahrhundert im ersten Obergeschoss einsetzt und bis zu den Werken des 20. Jahrhunderts im zweiten Obergeschoss führt. Auf diesem Weg werden die Besucherinnen und Besucher vielen Stücken begegnen, welche einen engen Bezug zum Gartenreich Dessau-Wörlitz besitzen. Seien es die Werke Johann Friedrich August Tischbeins, des Hofmalers des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz, oder die Kunstwerke, die einst zur Originalausstattung verschiedener Gebäude im Gartenreich gehörten. Die Anhaltische Gemäldegalerie im Schloss und Park Georgium erweist sich so in ihrer Eigenschaft als eingetragenes Kulturdenkmal wie auch als Bau- und Gartendenkmal als ein wichtiger Bestandteil des Gartenreichs Dessau-Wörlitz. Der von der Stadt Dessau-Roßlau getragene Komplex kann nun wieder vollständig als „Kunstmuseum im Gartenreich“ besichtigt werden.
Stilleben mit Blumen, Früchten und exotischen Schnecken an einem Fenster © Anhaltische Gemäldegalerie Dessau, Dietmar Gunne
Ruben Rebmann, Direktor der Anhaltischen Gemäldegalerie