Ein streng regelmäßig angelegter Graben umläuft das Schloss Oranienbaum und fasst damit die sogenannte Schlossinsel. Während der zurückliegenden Jahre haben hier die Sanierungsarbeiten an den Gebäuden buchstäblich tiefe Spuren hinterlassen. Zur Vorbereitung der notwendigen Instandsetzungen wurde nun die gartendenkmalpflegerische Zielstellung erarbeitet.
Obwohl das hier betrachtete Areal nur etwa sieben Prozent der Gesamtfläche des Schlossparks Oranienbaum einnimmt, zeigt es sich aus gartenhistorischer Perspektive doch sehr facettenreich. So gliedert sich die Schlossinsel in den Ehrenhof, der hier genau genommen aus einem vorderen und einem hinteren Schlosshof besteht, und in verschiedene Gartenbereiche zwischen den Gebäuden und dem Schlossgraben. Eng mit der Raumfolge des Schlosses verknüpft waren die seitlich im Norden und Süden angeschlossenen Kabinettgärten. Ein weiter Teilbereich ist der Gartenfront des Schlosses vorgelagert und bildete seit einer Umgestaltung vor etwa 200 Jahren das Bindeglied zum großen Gartenparterre jenseits des Grabens. Schließlich gibt es noch Abschnitte hinter den Wirtschaftsflügeln des Schlosskomplexes, die zeitweilig von den Kastellanen als Nutzgärten bestellt worden waren.
Eine wechselvolle Geschichte
Im Zuge der gartendenkmalpflegerischen Grundlagenanalyse galt es, bisherige Vorarbeiten zu überprüfen und neue Erkenntnisse aufzunehmen. So sind während der Bauarbeiten in jüngerer Zeit manche Befunde im Untergrund zu Tage getreten. Aber auch Ergebnisse der Quellenforschung und die Auswertung von Bildmaterial konnten zum Schließen einiger Wissenslücken beitragen. Die über 330 Jahre umfassende Geschichte der Schlossinsel lässt sich in mehrere Perioden gliedern, welche in unterschiedlichem Maße durch historische Überlieferungen oder aus der Bestandssituation heraus bestimmt werden konnten. Der grundlegenden Einrichtung zu Lebzeiten der Fürstin Henriette Catharina folgten Wandlungen im 18. und 19. Jahrhundert.
Historische Planzeichnung des Schlossparks Oranienbaum ©KsDW, Bildarchiv
Ganz besonders interessant sind die Bestrebungen um eine Wiederbelebung des Gartens im Zeitraum 1927 bis 1938, welche durch überlieferte Planzeichnungen, Schriftquellen und historische Fotografien dokumentiert sind. Diese Materialien geben uns einen interessanten Einblick in eine Frühzeit der Gartendenkmalpflege und in die Arbeitsweise des damaligen Gartendirektors Hans Hallervorden, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 150. Mal jährte.
Luftbildaufnahme auf einer Ansichtskarte aus den 1930er Jahren ©KsDW, Bildarchiv
Ausblick: So geht es weiter an der Schlossinsel Oranienbaum
Mit der denkmalpflegerischen Zielstellung sind nun die ermittelten Fakten und Wertungen in eine strukturierte Form gebracht. Sie bilden damit das wissenschaftliche Fundament der grundlegenden Entwicklungsziele für die Freiräume um das Schloss Oranienbaum. Dabei sind Reparaturen vorgesehen, welche auf die enge Verknüpfung von Architektur und Gartenkunst abzielen, wie sie die Schlossinsel ganz besonders in der Barockzeit widerspiegelte. Gleichzeitig ist auf spätere Perioden und ihre Zeugnisse Rücksicht zu nehmen, um so die lange und wechselvolle Geschichte dieses Ortes auch für spätere Generationen lesbar und erlebbar zu erhalten. In nächster Zukunft soll die noch ausstehende Sanierung des nördlichen Wirtschaftsgebäudes in Angriff genommen werden. Nach dessen Fertigstellung wird dann die abschnittsweise Instandsetzung der Schlossinsel Oranienbaum folgen.