Gewässersanierung: Luisiumsweiher
Als eine der ersten Maßnahmen nach dem Hochwasser 2013 wurde die Sanierung des Weihers inmitten des Luisiums umgesetzt. Für seine Erschließung mussten umgebende Parkareale und Wege genutzt werden. Die Gewässersanierung stand daher am Anfang einer Reihe von Projekten, die danach gewissermaßen von innen nach außen durchgeführt wurden. Die fertiggestellten Partien konnten so durch Folgemaßnahmen nicht wieder beschädigt werden.
Die Auenlandschaft an Elbe und Mulde ist aufgrund mehrfacher Veränderungen und Verlagerungen der Flussläufe durch eine Vielzahl alter Gewässerstrukturen geprägt. Auch wenn sie heutzutage teilweise nur noch temporär Wasser führen, sind sie in der Landschaft noch deutlich erkennbar. Der Luisiumsweiher ist, ebenso wie einige weitere Gewässer im näheren Umfeld des Luisiums, ein Altwasser der Mulde. Diese natürlichen Gegebenheiten wurden im Rahmen der Parkgestaltung im 18. Jahrhundert gezielt genutzt und erweitert.
Altwasser unterliegen aufgrund ihrer nicht mehr vorhandenen Gewässeranbindung natürlichen Verlandungsprozessen, bis sie völlig trockenfallen. Durch die Hochwasserereignisse 2002 und 2013 wurde der Verlandungsprozess im Luisium erheblich beschleunigt. Mit den Hochwassern wurden Sedimente und andere Stoffe in die Gewässer eingetragen und lagerten sich dort ab. Dies führte zu einem verstärkten Wasserpflanzenwachstum, so dass weitere organische Substanz entstand und sich als Schlamm ablagerte. Das denkmalprägende Erscheinungsbild des Gewässers war dadurch erheblich eingeschränkt und auch seine ökologische Funktion zunehmend beeinträchtigt.
Ziel der Gewässersanierung war es daher, diesen Verlandungsprozess wieder auf eine frühere Stufe zurückzusetzen. Die Sedimentablagerungen auf der Gewässersohle wurden abgetragen. Ebenso weitere Ablagerungen und in jüngerer Vergangenheit als Ufersicherung eingebrachte Steinschüttungen. Die Uferbereiche wurden wieder natürlich ausgeformt.
Gewässersanierung (© Rainer Sauerzapfe)
Üblicherweise werden Oberflächengewässer jeweils nur bis zur gewachsenen Gewässersohle entschlammt, um darunter liegende, eventuell abdichtende, Bodenschichten nicht zu verletzen. Diese Abdichtungsfunktion ist im Luisium jedoch weniger wichtig. Der Wasserstand des Luisiumsweihers wird nicht durch oberirdische Zuläufe gespeist, sondern korrespondiert mit dem örtlichen Grundwasserstand. Dieser ist heutzutage vielfach niedriger als früher, so dass der Wasserstand im Weiher entsprechend geringer ausfällt als dies in früheren Zeiten der Fall war. Um die Anbindung des Weihers an das Grundwasser zu verbessern, wurde die Gewässersohle um bis zu 50 cm vertieft. Dadurch erhöht sich das Volumen des Gewässers und die Wasserqualität wird durch den Zustrom von nährstoffarmem Grundwasser verbessert. Dies bewirkt ein weniger starkes Wachstum der Wasserpflanzenvegetation und eine Verlangsamung der natürlich ablaufenden Verlandungsprozesse.
Der Gewässersanierung ging ein umfangreiches Genehmigungsverfahren voraus. Aufgrund der Lage im FFH-Schutzgebiet waren die ökologischen Auswirkungen zu untersuchen und Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Beeinträchtigungen auf den Naturhaushalt umzusetzen. Der Fischbestand wurde vor der Trockenlegung des Weihers abgefischt und umgesetzt. In dem etwa ein Vierteljahr umfassenden Ausführungszeitraum im Winter 2016/2017 wurden ca. 2.200 m³ Baggermassen bewegt. Der überwiegende Teil des entnommenen Materials wurde auf einer alten Deponiefläche unweit des Parks aufgebracht. Es bildet dort die Grundlage für die zur Aufforstung eingesetzten ca. 10.000 Jungpflanzen verschiedener einheimischer Baumarten.
Nach der Gewässersanierung zeigte sich der Weiher im Sommer 2017 wieder in seiner vollen gestalterischen Wirkung. Neben der erfolgreichen Wiederherstellung des denkmalgerechten Erscheinungsbildes ist dieses Projekt auch ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Ziele von Naturschutz und Denkmalpflege miteinander verbinden lassen. Während in den trockenen Sommern 2018 und 2019 viele Kleingewässer im Umfeld des Luisiums vollständig austrockneten, behielt der vertiefte Luisiumsweiher trotz abgesunkenen Wasserstands ein ausreichendes Niveau, um dem örtlichen Amphibienbestand als Laichgewässer zu dienen. Dadurch konnte das völlige Zusammenbrechen der Amphibienbestände in diesem Gebiet verhindert werden.
Luisiumsweiher im Sommer 2017 (© Guido Warthemann) und 4 Jahre später (© KsDW, Peter Dafinger)
Trotz dieser positiven Ergebnisse bleiben die Gewässerunterhaltung und -entwicklung auch zukünftig eine wichtige Aufgabe. Der natürliche Verlandungsprozess muss durch regelmäßige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen gebremst und zurückgesetzt werden. Die Erfahrungen im Luisium zeigen aber auch, dass die entstehenden Beeinträchtigungen relativ schnell wieder ausgeglichen sind und die standorttypischen Pflanzengesellschaften kurze Zeit später wieder etabliert sind. Dies zeigt sich eindrücklich auch im direkten Vergleich der Fotoaufnahmen vom Sommer 2017 mit dem Sommer 2021.
Für die Planung und Ausführung wurden insgesamt ca. 580.000 € investiert. Der Dank der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz gilt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Land Sachsen-Anhalt für die Finanzierung aus Mitteln des Aufbauhilfefonds, allen an der Planung, Genehmigung und Durchführung Beteiligten sowie allen Besucher*innen für ihr Verständnis.
Sven Schönemann, Abteilung Gärten und Gewässer