Vom 14. bis 16. September 2023 führte der Arbeitskreis Orangerien in Deutschland e.V. seine 42. Jahrestagung durch, diesmal im Schloss Oranienbaum zu Gast bei der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (KsDW).
Fachleute aus ganz Deutschland sowie aus dem europäischen Ausland trafen sich hier, um sich über den aktuellen Stand der Orangeriekultur zwischen Klimawandel und täglicher Praxis auszutauschen. Eröffnet wurde die Tagung unter dem Titel „Orangeriekultur in den anhaltischen Landen und der Mitte Deutschlands“ mit Beiträgen zum Stand der Forschung im Bundesland Sachsen-Anhalt. Einen Überblick zur geschichtlichen Entwicklung der Kultivierung exotischer Pflanzen in Kübeln in den anhaltischen Fürstentümern gab Michael Keller (Abteilungsleiter Gärten und Gewässer, KsDW). Für diesen Kulturraum zwischen den Elbauen bei Dessau und Ballenstedt am Rand des Harzes dokumentieren archivalische Quellen seit etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts den Aufbau solcher Pflanzensammlungen. Zu frostfreien Überwinterung wurden Pomeranzenhäuser bzw. Orangerien errichtet, teilweise in prächtiger Gestaltung. Viele dieser Gebäude sind heute verloren. Bemerkenswerter Weise befindet sich die Mehrheit der erhaltenen Orangerien auf dem Territorium des früheren Fürstentums Anhalt-Dessau und wurde während der Regierungszeit des Fürsten Franz erbaut. Stärker als bisher sollten deshalb die Sachzeugnisse der Orangeriekultur Berücksichtigung in der Bewahrung und Pflege des Welterbes Gartenreich Dessau-Wörlitz finden.
Wie oft historische Pflanzenhäuser heute bedroht sind, stellte Heike Tenzer (Fachreferentin für Gartendenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt) in ihrem Vortrag dar. Nach Aufgabe der ursprünglichen Nutzung wurden diese Gebäude oft umgestaltet oder dem Verfall überlassen. So sind sie manchmal auf den ersten Blick gar nicht mehr als Orangerien zu erkennen und deshalb der denkmalkundlichen Inventarisation entgangen. Doch gibt es auch Beispiele für geglückte Restaurierungen und eine die Erhaltung sichernde Nutzung, wie beispielsweise in Harbke, Blankenburg (Harz) oder Krumke. Weitere Spuren historischer Pflanzenkultur in besonderen Überwinterungs- oder Gewächshäusern führen in Sachsen-Anhalt bis in die Periode des Neuen Bauens im frühen 20. Jahrhundert.
Mit einer Reihe von Kurzvorträgen berichteten Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland über neue Forschungsergebnisse, die Entwicklung der heutigen Pflanzenbestände und den Umgang mit Herausforderungen durch Folgen des Klimawandels. Im praktischen Teil der Tagung demonstrierte Sebastian Doil (Referatsleiter Gartenunterhalt, KsDW) eine Verbesserung der Konstruktion von Pflanzkübeln, durch die einer beschleunigten Verwitterung entgegengewirkt werden soll. Höhepunkt der Veranstaltung war aber die Vorführung des Umkübelns mit Hilfe des historischen Pflanzturms in Oranienbaum durch Gärtnerinnen und Gärtner der Kulturstiftung. Eine Exkursion zu den Orangerien und Pflanzenhäusern im Gartenreich Dessau-Wörlitz rundete das Tagungsprogramm ab.