Die schon jetzt spürbaren, aber auch die prognostizierten Auswirkungen des globalen Klimawandels auf die Gärten und Kulturlandschaften als lebendes Erbe beschäftigen Gartendenkmalpfleger und Experten unterschiedlichster Fachdisziplinen schon seit längerem. Immer mehr konkretisieren sich Forschungsfragen und zu erprobende Handlungsoptionen. In dieser Situation sind interdisziplinäre Zusammenarbeit und regelmäßiger Austausch von ganz besonders großer Bedeutung.
In diesem Jahr sind vor allem drei Veranstaltungen besonders ertragreich für unsere Arbeit zur gartendenkmalpflegerischen Betreuung und Bewahrung des Welterbes Gartenreich Dessau-Wörlitz gewesen.
Fachexkursion des Gartenträume e. V.
So organisierte der Verein Gartenträume in Sachsen-Anhalt eine Fachexkursion in des benachbarte Bundesland Sachsen. Die Delegation von Kolleginnen und Kollegen, welche sich beruflich oder ehrenamtlich um die Sicherung des gartenkulturellen Erbes in Sachsen-Anhalt bemühen, besuchte unter Leitung von Herrn Dr. Hermann Onko Aeikens verschiedene Parks der Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH sowie die Botanischen Sammlungen Landschloss Zuschendorf und das Seifersdorfer Tal. In unterschiedlicher Weise treten im Großen Garten in Dresden, im Schlosspark Pillnitz, im Barockgarten Großsedlitz, in Zuschendorf und in Seifersdorf Beeinträchtigungen des Gehölzbestandes durch Hitze, Wassermangel und Ausbreitung bestimmter Schadorganismen in Erscheinung. Genauso vielfältig sind aber auch die Strategien, mit denen Gärtnerinnen und Gärtner diesen Bedrohungen abzuhelfen versuchen oder experimentell Neues ausprobieren.
Bewässerungseinrichtungen im Barockgarten Großsedlitz © KsDW, Michael Keller
Projekt „Klimaanpassung für historische Gärten“
Solchem gärtnerischen Streben und dem daraus resultierenden Erfahrungswissen ging das Projekt „Klimaanpassung für historische Gärten“ der Fachgruppe Gärten in der AG Deutscher Schlösserverwaltungen nach. Ermöglicht durch eine Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt wurden in mehrjähriger Arbeit von den staatlichen Gartenverwaltungen Lösungsansätze und bereits praktizierte Maßnahmen zur Milderung oder sogar Überwindung schädigender Wirkungen des Klimawandels zusammengetragen. Bei der Abschlusstagung des Projektes im Neuen Schloss des Fürst-Pückler-Parks in Bad Muskau, an der auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Wissenschaftsdisziplinen bzw. Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland teilnahmen, konnten die Arbeitsergebnisse vorgestellt und die Online-Plattform, welche den weiteren Austausch fördern soll, freigeschaltet werden (https://klimaanpassung-gartendenkmal.de/).
Abschlusstagung des Projektes „Klimaanpassung für historische Gärten“ im Neuen Schloss in Bad Muskau © Claudius Wecke
Bundesprogramm „Anpassungen urbaner Räume an den Klimawandel“
Aus anderem Blickwinkel, nämlich aus der Perspektive kommunaler Verwaltungen, näherte man sich dem Themenspektrum beim diesjährigen Netzwerktreffen des Bundesprogramms „Anpassungen urbaner Räume an den Klimawandel“ in Göttingen (veranstaltet vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen). Auch in diesem Kollegium war man sich einig, dass dringend gehandelt werden muss. Dabei ist das Knowhow in den beteiligten Fachdisziplinen durchaus vorhanden. Für die spezifische Beurteilung der Ausgangslage und damit für die Schärfung der Lösungsansätze fehlen aber oft ausreichend qualifizierte Datengrundlagen. So kommen der Einbindung moderner Technologien und vor allem der Absicherung eines kontinuierlichen Monitorings auch in Bezug auf die Anpassung der Gärten an den Klimawandel ein hoher Stellenwert zu.
Und neben der Aufnahme von Eindrücken anderenorts geben wir natürlich auch im Gartenreich Dessau-Wörlitz gern unsere Erfahrungen mit den Wirkungen des Klimawandels weiter und möchten über entsprechende Vorhaben informieren. So konnten sich auch in diesem Jahr interessierte Besucherinnen und Besucher, darunter eine Delegation des Umweltbundesamtes, zu verschiedenen Fachführungen durch den Wörlitzer Park vielfältige Einblicke in diese hochaktuelle Sachlage verschaffen. Der bereits zum Tag der Städtebauförderung durchgeführte Themenspaziergang „Garten im Klimawandel“ durch die Wörlitzer Anlagen wird anlässlich des deutschlandweiten Aktionstages „Klimawandel in historischen Gärten“ am 28. September 2024 wiederholt. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir um eine vorherige Anmeldung:
Michael Keller, Abteilungsleiter Gärten & Gewässer