Dienstag bis Donnerstag, Sonn- und Feiertage: 10–17 Uhr
Freitag, Samstag: 10–18 Uhr
Eintritt: 6,00 € p. P., erm. 5,00 €
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Barrierefreiheit der Anlage.
Der Antike begegnet man in Wörlitz auf Schritt und Tritt. Die Ausstellung im Haus der Fürstin widmet sich den Facetten dieser Antikenbegeisterung des ausgehenden 18. Jahrhunderts und zeigt den kreativen Umgang mit Reiseerinnerungen, antiken Sammlungsobjekten und Kopien, antiken Themen und Formen, mit dem sich die Zeitgenossen ihre Antike unverwechselbar zu eigen machten.
Die erste Sonderausstellung im Haus der Fürstin widmet sich den unterschiedlichen Facetten der Antikenbegeisterung des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Gezeigt werden scheinbar Vertrautes in neuem Licht und neuer Deutung und versteckte Schätze aus den Sammlungen ebenso wie Neuerwerbungen oder bisher so gut wie unbekannte Orte im Wörlitzer Park.
Die Wege, sich mit dem als vorbildlich gepriesenen Altertum ins Benehmen zu setzen, um so das eigene Selbstverständnis zu schärfen, waren im Gartenreich des Fürsten Franz sehr vielfältig. Eindrücke von der Grand Tour nach Italien wurden über die Alpen transportiert, wenn die Insel Stein wie eine Miniaturausgabe der Landschaft bei Neapel erschien – aber auch, wenn am Wegesrand plötzlich ein Bergmann aus einem Schacht auftauchte und an die beeindruckende bergmännische Erschließung der einst von der Lava des Vesuvs verschütteten antiken Stadt Herculaneum erinnerte. In Wörlitz wurden antiquarische Fachliteratur zur Kenntnis des Altertums und auch in Rom erworbene Skulpturen und Fragmente gesammelt. Antike Reliefs zierten den Englischen Sitz im Garten, antike Büsten präsentierten sich auf den edlen Wandtischen des Schlosses, antike Statuen füllten ein Pantheon der Musen. Antike Vorbilder beflügelten die Formfindungen klassizistischer Neuentwürfe in Architektur und Innendekoration, Mode und Konsumkultur. In Abgüssen und Kopien berühmter Bildwerke bevölkerte antikes Personal die Wörlitzer Tempel und Gartenpartien – waren es Zeugnisse der Bildhauerkunst der Alten, oder traten ideale Göttinnen und Nymphen hier den Spaziergängern und Spaziergängerinnen selbst entgegen? War die Flora überhaupt antik, oder musste man hier der Antike aufhelfen, damit die Blumengöttin in das Gartenreich einziehen konnte? War Venus nur die allseits bekannte Göttin der Liebe oder für die Eingeweihten auch zugleich die Stammmutter des Fürstenhauses der Askanier?
An die Seite des klassischen Altertums trat die Inszenierung alternativer Antiken. Im dunklen Untergeschoss des Pantheons führten basaltschwarz gefasste ägyptisierende Bildwerke zum Reich am Nil und bildeten ein geheimnisvolles Fundament für Apoll und seine Musen in der lichten Rotunde über ihnen. Aufregend sind aber vor allem auch die Neuentdeckungen von Anlagen in jüngster Zeit, mit denen einst ein heimisches oder nordisches Altertum in die Wörlitzer Anlagen einzog. Neben den prähistorischen Urnen im Kolumbarium der Insel Stein oder dem abgelegenen Skaldengrab zeigen wieder freigelegte Großsteinsetzungen und Grabhügel, die ur- und frühgeschichtlichen Anlagen in Anhalt, England oder Italien nachempfunden waren, dass solchen Altertümern im Gartenreich eine weitaus größere Bedeutung zukam als bisher bekannt. Um sie dem Publikum erstmals näher vorzustellen, kooperiert die Kulturstiftung eng mit dem Landesmuseum für Vorgeschichte und dem Landesdenkmalamt.
Die Ausstellung präsentiert die Wörlitzer Antike in einem Kaleidoskop, das in den Räumen des Hauses der Fürstin immer neue Aspekte zum Vorschein bringt. Zugleich aber fordern die gezeigten Exponate stets dazu auf, auch in den Garten zu gehen, um sich die von der Antike inspirierten Tempel und Bildwerke in den landschaftlichen Anlagen mit neuen Augen anzuschauen. Informationsstationen an ausgewählten Punkten führen von hier wieder in die Ausstellung zurück.
Das Wörlitz des Fürsten Franz war ein kreativer Ort, an dem die Antike nicht nur veranschaulicht und als vorbildhaft vorgeführt wurde, sondern an dem der Fürst und sein Kreis ebenso wie die spazierenden Gäste aus nah und fern ihre Antike zu etwas zeittypisch unverwechselbar Eigenem formten. Sich das Wörlitzer Bild der Antike kreativ zu eigen zu machen, ist die aufregende Aufgabe, die hier noch heute alle Besucherinnen und Besucher des Gartenreichs erwartet.