Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz betreut neben fünf Schlössern und sechs Gärten des UNESCO-Welterbes Gartenreich Dessau-Wörlitz auch etwa 4.000 ha Wald.
Die Flächen wurden der Stiftung ab dem Jahr 2004 schrittweise von der Landesregierung Sachsen-Anhalt aus dem Alteigentum der Joachim-Ernst- sowie der Theaterstiftung zur Bewirtschaftung übertragen. Seither zählt die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz zu den größten Waldbesitzern in Sachsen-Anhalt, die ihren Forst mit rund einer Million Bäumen auch selbst bewirtschaften.
Herausforderungen
Hier sieht man sich immer stärker mit Problemen konfrontiert, die vor allem als Folgen des Klimawandels auftreten: Durch zunehmende Trockenheit, extreme Stürme und Spätfrostschäden sind auch die Wälder der Kulturstiftung von verstärktem Schädlingsbefall oder erhöhter Brandgefahr bedroht – eine existenzielle Krise, die auf nationaler Ebene von allen Waldbesitzerinnen und -besitzern beklagt wird. Nach zwei extrem trockenen Sommern 2018 und 2019 sowie nach sogenannten Fraßereignissen durch den Eichenprozessionsspinner in den letzten Jahren sind zahlreiche Bäume in den Forsten der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz stark vorgeschädigt.
Verschiedene Schwächeparasiten wie diverse Bockkäferarten, der Sägehörnige Werftkäfer und besonders der Eichenprachtkäfer fügen weitere Schäden zu, schwächen die betroffenen Eichen und beschleunigen deren Absterben. Die Eschen hingegen leiden unter Spätfolgen der vergangenen Hochwasserereignisse, aber vor allem an einem eingeschleppten und sich weiter ausbreitenden Pilz, welcher das Eschentriebsterben verursacht. Betroffen sind ca. 0,7 % der von der Stiftung betreuten Bäume.
Folgende Abbildungen vermitteln einen Eindruck, wie es um die Bäume der stiftungseigenen Wälder steht:
Dargestellt ist das Gartenreich Dessau-Wörlitz, wie es derzeit in der UNESCO-Welterbeliste geführt wird: Rot markiert ist der Kernbereich des Gartenreichs, während die grünen Areale die umgebende Pufferzone widergeben. In den schraffierten Gebieten stehen bzw. standen die Verkehrssicherheit gefährdenden oder von Schädlingen befallenen Bäume der Kulturstiftung. Dabei muss unterschieden werden: Zur Wahrung der Verkehrssicherheit werden geschwächte und instabile Bäume gefällt, bei von Schädlingen oder Pilzen befallenen Bäumen hingegen wird stets abgewägt, ob ein Baum weiter beobachtet oder gefällt wird. (Hinweis: Die Schraffuren lassen keine Rückschlüsse auf die jeweils betroffene Anzahl zu; Topografische Karte [DTK 100], © LVermGeo LSA 2018, zusätzl. Bearbeitung durch KsDW)
Verursacher der Kahlstellen in der Rinde der Eschen ist der Eschenbastkäfer, welcher hier sein Brutsystem mit Larvengängen anlegt, sich von der grünen Rinde des Baumes ernährt und auch in diesem überwintert. Die abgestorbenen Eschen sind am fehlenden Laub zu erkennen. Grund sind die Hochwasser von 2002 und 2013, welche die Wurzeln stark geschädigt und die Bäume geschwächt haben. Spätere Ereignisse wie Schädlingsbefall und Trockenperioden setzten ihnen weiter zu.
Ausblick & Dank
Im Gartenreich hat man bereits lange vor den nun unumgänglichen Sanitärhieben – die vor allem durch Schädlinge sowie durch verstärkten Pilzbefall erzwungen wurden und der Gesundung des Waldes sowie der Verkehrssicherheit dienen – vorausschauende Maßnahmen zur Zukunft der Forsten ergriffen. So wurde der Wald bereits in der Vergangenheit in vielen Bereichen mit einer zweiten Baumschicht – dem sogenannten Unterstand – bepflanzt, der fast ausschließlich aus Laubbäumen wie Rotbuchen, Eichen, Linden oder Bergahorn besteht. Nach dem Absterben des Oberstandes übernimmt diese jüngere Schicht nun dessen Rolle und trägt damit zur Stabilisierung der geschädigten Wälder bei.
Dies allein reicht jedoch nicht aus, um die Schäden in den Forsten auszugleichen. Dank zahlreicher Spenden u. a. vom Landtag Sachsen-Anhalts, Sepp Müller (MdB), der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Stadtsparkasse Dessau oder dem Saale-Krankenhaus Calbe ist es gelungen, auf großen Flächen mit tatkräftiger Unterstützung vieler freiwilliger Helfer tausende Setzlinge in die Erde zu bringen.
Des Weiteren wurden der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz Zuwendungen mit einer Förderqoute von 85% in Höhe von 54.421,00 € für die Kulturbegründung und den dazugehörigen Zaunbau für vier Flächen im Waldteil Oranienbaum bewilligt. Im Zeitraum von Februar bis Mai 2023 konnten hier insgesamt 5,49 ha wieder aufgeforstet werden. Das Vorhaben wird im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt 2014-2020 (EPLR) aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und der Gemeinschaftsaufgabe des Bundes „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) gewährt. In diesem Programm beteiligt sich der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) mit bis zu 75 v.H. an den zuwendungsfähigen Ausgaben.
„HIER INVESTIERT EUROPA IN DIE LÄNDLICHEN GEBIETE“