Zeit(ge)schichten - ein Schloss erzählt, was in ihm steckt Jubiläumsausstellung im Schloss Oranienbaum

Ausstellung im
Gartenreich Dessau-Wörlitz

16. März bis 30. April und Oktober
Sa, So, Feiertage 10–17 Uhr

1. Mai bis 30. September
Di–So, Feiertage 10–17 Uhr

indiv. Besichtigung, 6,00 €, erm. 5,00 €

Jubiläumsausstellung im Schloss Oranienbaum Zeit(ge)schichten - ein Schloss erzählt, was in ihm steckt

Vor 350 Jahren gab Fürstin Henriette Catharina von Anhalt-Dessau, eine Prinzessin aus dem Hause Oranien-Nassau, dem Ort Nischwitz den Namen "Oranienbaum". Die Geschichte der Stadt ist eng mit der des Schlosses verbunden. Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz nahm dieses Jubiläum zum Anlass, für das Schloss eine neue Dauerausstellung zu entwickeln.

Seit seiner Erbauung im späten 17. Jahrhundert wurde das barocke Schloss immer wieder den Moden und Bedürfnissen der jeweiligen Zeit angepasst. Die Bauherrin Henriette Catharina von Oranien-Nassau entstammte einer der bedeutendsten und mächtigsten Dynastien Europas. Sie hatte im Juli 1659 Fürst Johann Georg von Anhalt-Dessau geheiratet. Den Ort Nischwitz erhielt sie als Geschenk von ihrem Mann und benannte ihn 1673 in Oranienbaum um.

Die Fürstin ließ ihr Schloss mit Luxusartikeln ausstatten, die sie vor allem aus ihrer Heimat bezog – mit Gemälden, Ledertapeten, Fayencen, chinesischem Porzellan und Delfter Kacheln. Auch wenn sie sich heute an anderen Standorten der Kulturstiftung befindet: Die bedeutende Gemäldesammlung alter holländischer Meister, die schon Henriette Catharinas Eltern zusammengetragen hatten, gehört zu den herausragenden Kunstschätzen des Gartenreichs.

Henriette Catharina gründete aber auch eine Brauerei, eine Glashütte und etablierte mit dem Tabakanbau einen neuen Wirtschaftszweig. Die barocke Planarchitektur Oranienbaums steht für das Selbstverständnis einer mächtigen Herrscherfamilie im späten 17. Jahrhundert – aber auch für den Neubeginn des Kleinstaates Anhalt-Dessau nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg.



In den folgenden Jahrhunderten hat das einstige Sommerschloss der Fürstin Henriette Catharina unterschiedliche Nutzungen erfahren: Es wurde zum Witwensitz und später zum Jagdschloss umgebaut. Der Englisch-chinesische Garten und die chinoise Umgestaltung einiger Innenräume aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fallen noch heute ins Auge. Den größten Umbruch markiert jedoch das Ende des Ersten Weltkrieges, als das Schloss in öffentliche Hände kam.

Es diente zunächst als Filiale der Anhaltischen Gemäldegalerie, aber auch als Lehrerseminar und nach 1945 als Flüchtlingsheim. 1953 wurde schließlich eine Außenstelle des Staatsarchivs Magdeburg im Schloss Oranienbaum untergebracht, bis sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach Dessau umzog. Die Nutzungsgeschichte des Schlosses spiegelt also die Geschichte des Landes Anhalt in besonderem Maße wider.

Über die Jahrhunderte ist es zu einem steinernen Zeugen verschiedener Epochen geworden, deren Spuren bis heute überall im Schloss sichtbar sind.

Manch ein unscheinbarer Fund hält eine besondere Geschichte bereit, wie die rätselhafte Mumie eines Hundes - wohl ein Bauopfer - die bei Sanierungsarbeiten entdeckt wurde. Ein Teil einer bemalten Holzdecke wurde einst abgenommen und diente lange Zeit als Verblendung einer Tür. Nun schwebt es wieder von der Decke. Auch an solchen scheinbar unbedeutenden Geschichten zeigt sich die Entwicklung des Hauses. So erzählt die Ausstellung von Luxusgütern, Aberglauben oder kapitalen Hirschen. Sie gibt den Besucherinnen und Besuchern aber auch die Möglichkeit, die Zeit(ge)schichte des Schlosses weiterzudenken und ihre Visionen an einer Schreibwand zu hinterlassen.