In den Außenanlagen des Gartenreichs Dessau-Wörlitz finden sich über 90 Skulpturen und plastische Bildwerke. Die Antikenbegeisterung des Fürsten Franz veranlasste ihn - neben der Sammlung originaler antiker Skulpturen - Nachbildungen für den Außenraum anfertigen zu lassen. Diese wurden ab dem späten 18. Jahrhundert von regionalen Künstlern und Bildhauern nach antiken Vorbildern geschaffen.
Die als Blickpunkte in der Landschaft wirkenden Skulpturen und Bildwerke sind prägende Elemente der gartenkünstlerischen Gestaltungen des zwischen Elbe und Mulde gelegenen UNESCO-Welterbes. Durch die strahlend weiße Fassung ihrer gräulichen Oberflächen aus Sandstein sollten die Objekte in den Gärten und Parks besser zur Geltung kommen. Nach dem damaligen Verständnis von der antiken Kunst sollte durch ihre weiße Farbigkeit außerdem die Assoziation von Marmor geweckt werden.
Die antike Göttin Diana im Wörlitzer Park in strahlendem Weiß im Jahr 2018 (©KsDW, Heinz Fräßdorf)
Die in den Gartenanlagen unter freiem Himmel aufgestellten Skulpturen sind dabei in besonderem Maße äußeren Einflüssen ausgesetzt. Die fortwährende umwelt- und witterungsbedingte Alterung des Natursteins, aber auch Wetterextreme wie beispielsweise Hochwasser oder Sturmereignisse sowie Vandalismus führen zu Schäden an den Skulpturen.
Von Schmutzanlagerungen und Verunreinigungen geprägte Oberfläche (©KsDW, Linda Wenzel)
Bei dem großen Bestand von mehr als 90 Objekten, welche die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz in fünf Gärten und Parks des Gartenreichs betreut, sind regelmäßige Wartungs- und Pflegemaßnahme eine andauernde Aufgabe.
Aus dem vorhandenen Bestand werden dabei jedes Jahr einzelne Skulpturen für eine substanzerhaltene Pflegemaßnahme ausgewählt. Dies geschieht auf Grundlage des aktuell festgestellten Pflege- und Restaurierungsbedarfs. Ziel ist es, beginnende Schädigungen zu beheben, bevor diese ein substanzgefährdendes Ausmaß annehmen und eine umfassende Restaurierung erforderlich machen. Dies ist häufig mit einem Abbau und Transport der Objekte in die Werkstatt verbunden.
Eine substanzerhaltende Pflegemaßnahme umfasst in der Regel die Reinigung der häufig stark durch Ablagerungen und biologische Besiedlung beeinträchtigten Oberflächen der Skulpturen, die Ausbesserung kleinerer Schadstellen von z. B. Kratzern, Fehlstellen oder Rissbildungen sowie meist die Reparatur ihrer weißen Fassung. Die Eingriffe, die vor Ort von spezialisierten Restauratorinnen und Restauratoren ausgeführt werden, sind meist überschaubar und tragen dazu bei, den Zustand der Objekte über einen längeren Zeitraum stabil zu halten. Bei solch regelmäßiger Pflege werden sowohl die Denkmalsubstanz geschont als auch effektiv Kosten gespart.
Aufbauend auf den Ergebnissen eines aktuell laufenden Forschungsprojektes soll künftig ein nachhaltiger Plan für die Durchführung dieser Pflege- und Wartungsmaßnahmen zum Erhalt des Skulpturenbestandes entwickelt werden. Im Januar überreichte Prof. Dr. Christian Antz, Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Magdeburg, hierzu an Robert Hartmann, Leiter der Abteilung Baudenkmalpflege der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, einen Fördervertrag in Höhe von 12.500 Euro für die Schaffung dieser Grundlagen.
Übergabe des Fördervertrags, v.l.n.r. Prof. Dr. Christian Antz, Linda Wenzel und Robert Hartmann (Abteilung Baudenkmalpflege der KsDW) (©KsDW, Peter Dafinger)
Neben diesen konservatorischen Erhaltungsmaßnahmen zählen Wintereinhausungen zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen für Objekte im Außenbereich. Diese haben bereits eine lange Tradition und dienen dem Zweck Wasser in der kalten Jahreszeit von den Oberflächen fernzuhalten um dadurch Schadensmechanismen, die sich im Winter etwa bei Frost-Tau-Wechsel verstärken, entgegenzuwirken.
Einhausungsarbeiten im Luisium im Herbst 2022 (©KsDW, Peter Dafinger)
Aktuell erfolgt mit dem Frühlingserwachen auch der Wiederabbau der verschiedenen Einhausungen, die über das Winterhalbjahr einen Teil der Parkskulpturen schützend umgeben haben. Anschließend sollen in diesem Jahr die Stelen mit den Portraitbüsten der griechischen Dichterin Sappho und des griechischen Dichters Anakreon auf der Amalieninsel im Großen Wallloch, die Skulptur der Diana im Dianenhain in Schochs Garten sowie die Venusfigur im Venustempel in den Wörlitzer Anlagen gewartet und gepflegt werden.
Der Zustand der Stelen auf der Amalieninsel im Wörlitzer Park wird in diesem Jahr genau unter die Lupe genommen (©KsDW, Linda Wenzel).
Linda Wenzel, Abteilung Baudenkmalpflege