Gartenreichbrief -
Neues von der Kulturstiftung

Schloss Oranienbaum © KsDW, Peter Dafinger

Im Schloss und Park Oranienbaum hat sich einiges getan: Die Restaurierung der Wandfassungen des Bauhauskünstlers Hinnerk Scheper hat begonnen, im Festsaal lässt eine neue Wandbespannung bereits jetzt die Gemälde erstrahlen und im Park wurde der Schlossgraben entschlammt. 

Frisch bespannt! - der Festsaal des Schlosses Oranienbaum

Im Zuge von Sanierungsarbeiten im Schoss Oranienbaum wurden frühere Wandbespannungen des Festsaals eingehend untersucht und eine Neubespannung konzeptioniert sowie ausgeführt.

Rückblick

Die Art der Wandgestaltung des Festsaals in der Zeit der Erbauerin Henriette Catharina von Oranien-Nassau ab 1683 ist nicht bekannt. Erst von der durch den Fürsten Franz von Anhalt-Dessau etwa 100 Jahre später angebrachten Wandbespannung mit frühklassizistischen Bemalungen haben wir Kenntnis. Sie wurde zu Beginn der 1950er Jahre demontiert und in das Schloss Mosigkau verbracht. Dort ist sie seitdem im ersten Obergeschoss im westlichen ersten Antichambre aufgespannt. Dafür wurde sie so stark beschnitten und übermalt, dass ihre Rückführung nach Oranienbaum leider zu keinem befriedigenden Ergebnis mehr führen würde. Nach der Entnahme in der frühen DDR-Zeit kam ein grau-beiger synthetischer Stoff, der an Seidendamast-Tapete erinnert, an die Wände des Festsaals Oranienbaum. Die letzte Bespannung, „Orange Birds“ genannt, wurde im Zuge der Sonderausstellung Dutch Design - Huis van Oranje im Jahr 2012 von den bekannten niederländischen und deutschen Designern Wouter Dolk/Tobias Mueksch & Judith Riemenschneider für den Raum entwickelt. All diese Schichten sind gut dokumentiert und bleiben als Zeugnisse an den Wänden erhalten.

Frühklassizistische Bespannung und "Orange Birds" © KsDW, Bildarchiv

Festsaal erstrahlt nun in hellblauem Gewand

Die 2024 fertiggestellte Bespannung aus hellblauer Rohseide mit handgewebten Borten unterstreicht mit seiner Qualität die besondere Bedeutung des Festsaals. Der warme Blauton ist weder historisierend noch rekonstruierend und bietet einen edlen Hintergrund für die künftige Präsentation originaler Objekte aus Schloss Oranienbaum. An den Wänden werden bereits einige der qualitätvollsten Gemälde der Stiftung präsentiert. Sie stammen von den holländischen Porträtmalern Gerrit van Honthorst, Jan van Mijtens sowie Michiel van Miereveld und zeigen die Geschwister und Eltern der Henriette Catharina. Auch die Seile der Gemälde wurden passend mit blauer Seide umwickelt.

Der Festsaal kann in öffentlichen Führungen besichtigt werden.

Wandbespannung Oranienbaum Zuschnitt KsDW Peter DafingerDer frisch bespannte Festsaal © KsDW, Peter Dafinger

Dr. Rüdiger von Schnurbein & Maria Zielke, Abteilung Schlösser & Sammlungen


Beginn der Sanierung der Scheper-Wandfassungen

Die im Schloss Oranienbaum noch erhaltenen originalen Wandfassungen des Bauhausmeisters und Farbgestalters Hinnerk Scheper (1897–1957) werden noch in diesem Jahr restauriert.
Es sind die letzten noch erhaltenen Sichtfassungen der Bauhauszeit und haben damit einen hohen Stellenwert.

Der damaligen Landeskonservator Ludwig Grote initiierte die Idee einer Filialgalerie im Schloss Oranienbaum. Eine Raumfolge von fünf Räumen, die ab 1927, vermutlich bis zum Beginn des II. Weltkrieges, der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau als Filiale diente, wird nun wieder in den Zustand zur Zeit der Galerienutzung versetzt

Die durch Scheper für Ausstellungszwecke farblich neu gestalteten Wandflächen wiesen zum Zeitpunkt der Bearbeitung den jeweils überkommenen Zustand der historischen Raumschalen auf. Dabei reichen die vorhandenen Untergründe von glatt verputzten Oberflächen über flächig tapezierte Wände bis hin zu textilen Wandbespannungen und hölzernen Bekleidungen.

Der aktuelle Erhaltungszustand der Wandoberflächen ist gekennzeichnet durch einen starken Bindemittelabbau der Fassungen sowie strukturellen Schäden an den Untergründen. Derzeit laufen restauratorische Fachplanungsleistungen zur Vorbereitung der eigentlichen Restaurierungsarbeiten.

Ziel der Restaurierung ist es, die authentisch überkommenen Oberflächen und Farbfassungen aus der Galeriezeit wieder erlebbar zu machen. Sie wird von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Wittenberg gefördert.

Wandfassung nach Hinnerk Scheper © Atelier Schöne

Linda Wenzel, Abteilung Baudenkmalpflege


Gewässerinstandsetzung im Schlosspark Oranienbaum

Zum Jahresbeginn wurden im Schlosspark Oranienbaum Arbeiten zur Gewässerinstandsetzung durchgeführt. Der Schlossgraben, welcher die Schlossinsel mit dem barocken Gebäudekomplex umgibt, wurde entschlammt. In diesem Bereich hatten die sich im Laufe der Jahre ablagernden Sedimente und ein starkes Pflanzenwachstum die Durchströmbarkeit stark eingeschränkt. Jetzt wurde das künstlich geschaffene Grabensystem beräumt und so seine Funktionen als Gestaltungselement des Schlossgartens und Teilabschnitt des Brauersbaches wiederhergestellt. Die Maßnahme wurde durch eine ökologische Baubegleitung überwacht, um den Anforderungen des Arten- und Biotopschutzes Rechnung tragen zu können. Die Gewässerinstandsetzung im Schlosspark Oranienbaum wird durch die Bereitstellung von Mitteln der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Sachsen-Anhalt ermöglicht.

Entschlammung Oranienbaum Zuschnitte BilderDie Arbeiten am Schlossgraben © Michael Keller

Michael Keller, Abteilung Gärten & Gewässer