Der reformfreudige und wissbegierige Begründer des Gartenreichs, Fürst Franz von Anhalt-Dessau, erkannte die Bildungsmisere seiner Zeit. Als Landesherr sah er es als seine Aufgabe an, dieser entgegen zu wirken.
Neben der Gründung des Dessauer Philanthropinums 1774, der seinerzeit modernsten Schule in Europa, legte er in seinen neu erbauten Schlössern und in den Gärten Bibliotheken an. Die Gartenbibliothek auf dem Eisenhart in Wörlitz stand den Gästen und der Bevölkerung sogar zur Benutzung offen. Dort konnte man die Bücher ausleihen und im Park lesen.
Die Bibliothek im Wörlitzer Schloss war ein Ort der Wissenschaften. ©KsDW, Bildarchiv, Heinz Fräßdorf
Heute, mehr als 200 Jahre später, gehört es dem Bildungsgedanken des Fürsten Franz folgend zu den satzungsgemäßen Aufgaben der Kulturstiftung, sein Werk weiter zu erforschen und zu vermitteln. Daher sind auch heute Bücher und Schriften in der Bibliothek der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz in der Remise von Schloss Großkühnau für jedermann einsehbar.
Der umfangreiche Bestand umfasst 10.950 Titel, darunter auch antiquarische Ausgaben, 350 Medieneinheiten (Videos, CDs etc.) und 18.600 Presseartikel. Der Literaturbestand wird kontinuierlich erweitert, vor allem um sogenannte „graue Literatur“ (Abschlussarbeiten zum Gartenreich an Universitäten und Hochschulen).
Als wissenschaftliche Präsenzbücherei ist hier zwar kein öffentlicher Leihverkehr vorgesehen, jedoch können Termine für die Recherche vor Ort gern vereinbart werden. ©KsDW, Bildarchiv, Peter Dafinger
Die originalen Bestände der historischen Bibliotheken in Dessau und Wörlitz sind leider nicht mehr vorhanden. Durch Kriegsverluste und Verkauf lässt sich ihr Verbleib nicht mehr nachvollziehen. Erhalten haben sich aber zwei handschriftliche Verzeichnisse, die Aufschluss über die Buchbestände der Wörlitzer Schlossbibliothek von 1778 und des Gotischen Hauses von 1818 geben.
Diese und weitere wichtige Quellen und Zeugnisse der Geschichte des Gartenreichs befinden sich im Archiv der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Es besteht aus einem umfangreichen Verwaltungsarchiv mit dem DDR-Archiv und verschiedenen Vor- und Nachlässen (insgesamt 150 lfd. Meter) sowie zwei historischen Archiven und dem Bildarchiv. Die historischen Archive umfassen 31 lfd. Meter Dokumente des Hochadeligen Fräuleinstiftes Mosigkau (1780–1945) und 23 lfd. Meter der Joachim-Ernst-Stiftung (1918–1945).
Auch das Archiv darf nach Terminabsprache für Recherchen gern genutzt werden. ©KsDW, Bildarchiv, Peter Dafinger
Mit Gründung der Joachim-Ernst-Stiftung im Jahr 1918 wurde unter dem Direktor Hans Hallervorden (1872–1965) auch das bis heute bestehende Bildarchiv eingerichtet. Es enthält einen umfangreichen Bestand an Bild-Positiven, eine große Diasammlung für Groß- und Kleinbildnegative sowie eine wertvolle Glasplattensammlung, die seit dem Jahr 2000 auch digital verfügbar ist. Der umfangreiche Archivbestand an historischen Aufnahmen sowie an aktuellen digitalen Bildern aus den Schlössern und Gärten des gesamten Gartenreichs wird ständig erweitert und ergänzt.
Alle Sammlungsbestände für die Bibliothek und die einzelnen Archive befinden sich seit Sommer 2019 unter einem Dach in der Remise des Schlosses Großkühnau. ©KsDW, Bildarchiv, Peter Dafinger
Ute Winkelmann, Abteilung Schlösser & Sammlungen,
und Nicole Boß, Stabsstelle Kommunikation & Service