Vom 9. bis 11. September 2021 fand im historischen Gasthof „Zum Eichenkranz“ in Wörlitz eine internationale wissenschaftliche Konferenz unter dem Titel „Über Gärten im Gespräch. Wechselwirkungen zwischen Landschaftsgärten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts in Mittel- und Ostmitteleuropa / Rozmowa poprzez język ogrodów: Ogrody krajobrazowe z XVIII. i początku XIX w. w Europie Środkowej i Wschodniej - wzajemne oddziaływania“ statt.
Die Dessau-Wörlitz-Kommission widmete 2021 ihre Jahrestagung, die sie in Kooperation mit der Kulturstiftung Dessau Wörlitz und der Pückler Gesellschaft für die Erforschung und Erhaltung historischer Gärten e. V. durchführte, der Geschichte des Landschaftsgartens in seiner grenzüberschreitenden Dimension.
Zahlreiche große Landschaftsgärten auf dem Gebiet des damaligen Polen, heute teilweise in der Ukraine gelegen, sind in ihrer Entstehung und Gestaltung vielfach von modernen herrschaftlichen Gartenanlagen in England, Frankreich, aber auch Rußland und Deutschland angeregt worden. Hochadlige Gartenreisende, die wie die Fürstin Czartoryska – Autorin eines der wichtigsten Gartenbücher und Gestalterin der Gartenanlage von Pulawy – auch das Gartenreich Dessau-Wörlitz besucht hatten, ließen sich von den hier gesehenen landschaftsgärtnerischen Rauminszenierungen auch für ihre eigenen Gartenanlagen inspirieren. Die herrschaftlichen Gärten von Puławy, Arkadia, Wilanów, Natolin oder Łazienki im heutigen Polen oder Zofiówka (Умань), Biała Cerkiew (Бїла Цepква) und Tulczyn (Tyльчин) in der Ukraine zeigen solche Einflüsse, die auf die persönlichen Kontakte ihrer Besitzer zurückgehen und denen oft auch grenzüberschreitende, dynastische oder politische Verbindungen der betreffenden Fürsten- und Adelshäuser zugrunde lagen.
Neben genuin gartenkünstlerischen, landschaftsästhetischen oder kulturellen Fragestellungen nahm die Tagung auch die dynastisch-politischen und herrschaftlich-genealogischen Motive von Landschaftsgestaltungen in Polen, Rußland oder dem Alten Reich in den Blick. Die gartenkünstlerische Inszenierung der herrschaftlichen Gärten als Memoriallandschaften eines uralten angestammten Herkommens des eigenen Adelsgeschlechts oder die Ausgestaltung von neugotischen oder klassizistischen Gartenbauten und Landsitzen zu paternalisch-patriotischen oder „nationalen“ Erinnerungsorten wurden in ihrer je eigenen Semantik debattiert.
Auf dem internationalen Kolloquium diskutierten einschlägig ausgewiesene Kunsthistoriker*innen und Fachwissenschaftler*innen mit Gartendenkmalpfleger*innen aus verschiedenen Landschaftsgärten Polens und Deutschlands. Neben der Untersuchung historischer Bezüge und Zusammenhänge wurden auch aktuelle Fragestellungen der Gartendenkmalpflege in Polen und Deutschland erörtert.
Die im Rahmen der Tagung geführte Diskussion zur Erforschung und Pflege historischer Gärten bildete als ein Ergebnis den Ausgangspunkt für eine längerfristige grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Konzeption und wissenschaftliche Leitung:
PD Dr. Michael Niedermeier
Dr. Jana Kittelmann
Dr. Ingo Pfeifer
Dr. Andrea Thiele
Als Partner*innen fungierten verschiedene Einrichtungen in Deutschland und Polen: die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, das Instytut Zachodni in Poznán, die Pückler Gesellschaft für die Erforschung und Erhaltung historischer Gärten e. V., die Stiftung Fürst Pückler Museum Park und Schloss Branitz, die Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau / Muskauer Park Mużakowski sowie die Professur für Geschichte der Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege in Dresden.
Konferenzsprachen waren Deutsch und Polnisch. Simultanübersetzungen wurden in Deutsch, Polnisch und Englisch angeboten.