Um 1790 wurde der Elbpavillon als das Deichwächterhaus durch Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff errichtet. Das turmartig aufragende Bauwerk in unmittelbarer Nähe der Elbe ist ein charakteristisches Beispiel für die „Landesverschönerung“ des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau.
Als Bestandteil des damals bereits intensiv ausgebauten Hochwasserschutzsystems konnte man von seinem Belvedere aus die Gefahren abschätzen, die von den Überflutungen der Elbe ausgingen.Die Fassadengestaltung ist recht schlicht und wird hauptsächlich durch die unterschiedlichen Fensterformate gegliedert. Auf jeder Fassadenseite befindet sich eine Türöffnung mit Rundbogen und Nische. Das weit vorkragende, pyramidenförmige Dach ist mit einem Belvedere bekrönt.
Die Dacheindeckung wurde letztmalig im Jahr 2001 im Rahmen einer Nutzungsänderung zum Gästehaus und der damit verbundenen Gesamtsanierung grundständig erneuert. Es wurde seinerzeit eine Einfachdeckung mit Spließen und historischen Biberschwänzen analog Bestand ausgeführt. Da sich die Ziegel bei dieser Eindeckung weniger überlappen als bei einer klassischen Doppeldeckung, musste der dadurch entstandene Spalt mit einem Holzplättchen, dem sogenannten Spließ, geschlossen werden, um das Dach abzudichten.
Arbeiten am Elbpavillon © Dennis Buchmann
Die Spließdeckung war in Zeiten der Gebäudenutzung als Deichwächterhaus aus wirtschaftlichen Gründen sicher sinnvoll und für die angedachte Nutzung als temporär genutztes Wirtschafts- und Funktionsgebäude ausreichend, führte jedoch seit der Umnutzung 2001 zum Gästehaus zunehmend zu Problemen. Da nunmehr über 20 Jahre nach der letzten Umdeckung vergangen waren, haben die historischen Dachziegel zum Teil ihre Standfestigkeit verloren. Wiederkehrende Schäden an der Eindeckung bei Sturm- und Hagelereignissen waren die Folge. Weiterhin hatten die historische Spließdeckung und die defekte Unterspannbahn im Laufe der Jahre dazu geführt, dass die Dachhaut in vielen Bereichen nicht mehr intakt war. Dies führte im Dachgeschoss vermehrt zu Undichtigkeiten und Wassereintritten. Obwohl eine Grundreinigung von Dachgeschoss und Belvedere zwei Mal im Jahr erfolgte, waren diese Bereiche bereits nach kürzester Zeit wieder verschmutzt, sodass die beiden Geschossebenen den Gästen nicht mehr zur Verfügung standen.
Ziel der Baumaßnahme war es daher, den Gästen der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, nach erfolgter Umdeckung der Dacheindeckung bei größtmöglicher Wiederverwendung der historischen Biberschwanzziegel, wieder alle Geschossebenen zur Verfügung stellen zu können. Dazu wurde die neue Eindeckung ab April abweichend vom ursprünglichen Bestand in Form einer Doppeldeckung ausgeführt. Intakte Dachziegel wurden für die Umdeckung wiederverwendet und der Fehlbedarf durch adäquate Biberschwänze aus dem Bauteilarchiv fachgerecht ergänzt. Aus konstruktiven Gründen wurden im stark beanspruchten Bereich der Traufbleche zwei Reihen neue Ziegel verlegt und farblich retuschiert, um sie dem Bestand anzupassen.
Weiterhin wurden sämtliche der Witterung ausgesetzten Holzbauteile des Belvederes malermäßig instandgesetzt und analog des Bestands farblich neu gefasst. Die Bauarbeiten wurden im Mai 2024 erfolgreich abgeschlossen, sodass die Gäste der Kulturstiftung nun sowohl das Bauwerk als Ganzes als auch die malerische Aussicht über die Stadt Dessau und die Elbauen wieder in vollen Zügen vom Belvedere des Elbpavillons aus genießen können.
Dennis Buchmann, Abteilung Baudenkmalpflege