Gartenreichbrief -
Neues von der Kulturstiftung

Dank

An den mehrjährigen Planungs- und Bauarbeiten waren eine Vielzahl von Institutionen und Firmen beteiligt. Dabei wurden in die bau- und gartendenkmalpflegerischen Arbeiten insgesamt gut sieben Millionen Euro investiert. Der Dank der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz gilt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Land Sachsen-Anhalt für die Finanzierung aus Mitteln des Aufbauhilfefonds, allen an der Planung, Genehmigung und Durchführung Beteiligten für ihr Engagement sowie allen Besucher*innen des Luisiums für ihr Verständnis bei Einschränkungen während der Bauzeiten.

Mit Stolz können wir in diesem Gartenreichbrief über den Abschluss einer der größten Baumaßnahmen in den Gärten und Parks der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz berichten: die Schadensbeseitigung und Instandsetzung nach dem „Jahrhunderthochwasser“ 2013 im Park Luisium.

Über gut fünf Jahre war der Park des Luisiums in wechselnden Bereichen durch Bauarbeiten geprägt. In verschiedenen Teilprojekten wurden im gesamten Park Schäden an den Hochwasserschutzeinrichtungen, Gewässern, Wegen, Bauwerken und Gehölzbeständen beseitigt und die Bereiche grundhaft instandgesetzt. Die Maßnahmen verfolgten darüber hinaus das Ziel einer nachhaltigen Nutzung und Schadensvermeidung, bzw. -minimierung bei künftigen Hochwasserereignissen.

Die besondere Hochwassergefahr im Luisium

Aufgrund seiner Lage im Überflutungsgebiet von Elbe und Mulde ist der Park gegenüber Hochwasserereignissen besonders exponiert, vor allem wenn diese in beiden Flüssen zeitgleich stattfinden. Der verzögerte Wasserabfluss der Mulde in die Elbe führt dann zu stärker steigenden Pegelständen. Die Hochwassergefahr für das Luisium bestand bereits in der Entstehungszeit der Anlage im 18. Jahrhundert, entsprechende Schutzvorkehrungen wurden von Anfang an vorgesehen. Gebäude wie das Schloss und das Schlangenhaus platzierte man auf Anhöhen, der Park wurde mit einem Deich umgeben.

Beim „Jahrhunderthochwasser“ im August 2002 wurde das gesamte Gelände in Folge eines Deichbruches in der Nähe überflutet, umfangreiche Schäden waren zu verzeichnen. Knapp 11 Jahre später, folgte im Juni 2013 bereits das nächste „Jahrhunderthochwasser“. Aufgrund zwischenzeitlicher Ausbauten der Hochwasserschutzeinrichtungen im Umfeld und erfolgreicher Hochwasserverteidigung blieb eine komplette Überflutung diesmal aus. Der hochwasserbedingte Grundwasseranstieg führte jedoch zu einer starken Erhöhung der Wasserstände im Inneren des eingedeichten Parkareals, so dass auch bei diesem Ereignis wieder umfangreiche Schäden entstanden und Schwachstellen im Hochwasserschutz erkennbar wurden.

Komplexe Planungen durch natur- und artenschutzrechtliche Belange

Unmittelbar nach dem Rückgang des Wassers begannen erste Auswertungen zu Schadensursachen und erforderlichen Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten. Mit der Auflegung eines Förderprogramms zur Beseitigung der Hochwasserschäden durch Bund und Land wurden die Grundlagen einer umfassenden Schadensbeseitigung und nachhaltigen Instandsetzung der hochwassergeschädigten Substanz und Infrastruktur gelegt. Auf Basis der erhaltenen Förderzusagen konnte die Kulturstiftung ab Anfang 2014 bereits mit weiteren planerischen Vorbereitungen beginnen. Einige der Projekte benötigten aufgrund komplexer Planungs- und Genehmigungsverfahren einen umfangreichen zeitlichen Vorlauf. Als Teil des FFH-Schutzgebietes „Dessau-Wörlitzer Elbauen“ und des EU-Vogelschutzgebietes „Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst“ unterliegt das Luisium umfangreichen naturschutzrechtlichen Auflagen. Neben den jeweiligen technischen Fachplanungen mussten daher für die einzelnen Projekte umfangreiche artenschutz- und naturschutzfachliche Untersuchungen und Abstimmungen mit den zuständigen Behörden durchgeführt werden. Zur Vermeidung bzw. Verminderung baubedingter Beeinträchtigungen auf den Naturhaushalt waren umfangreiche Vorgaben und Auflagen umzusetzen. So wurden beispielsweise die Baustellenbereiche großräumig mit Amphibienschutzzäunen umgeben sowie zusätzliche Habitatstrukturen für Amphibien und Reptilien angelegt.

Die besondere Herausforderung bestand weiter darin, gartendenkmalpflegerische Belange und zeitgemäße technische Anforderungen an den Hochwasserschutz in eine gute Balance zu bringen und den Charakter des Denkmals möglichst authentisch zu erhalten. Der vorhandene Altbaumbestand und die historische Deichgestaltung wurden nahezu unverändert erhalten, zusätzliche Einbauten wurden nach Möglichkeit verdeckt errichtet und werden nur im Hochwasserfall aktiviert.

In den kommenden Gartenreichbriefen werden die interessanten Teilprojekte der Baumaßnahme ausführlicher vorgestellt. Nächstes Mal erfahren Sie mehr über die Gewässersanierung des Luisiumsweihers.

Sven Schönemann, Abteilung Gärten und Gewässer