Licht ist einer der größten Schadfaktoren für Kunst- und Kulturgut. Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz nimmt an einem Forschungsprojekt der Universität Bamberg zur Untersuchung von Lichteinwirkung und Lichtschutzmöglichkeiten in historischen Gebäuden teil. Ziel des interdisziplinären Projektes ist es, die vorhandenen Lichtschutzsysteme in der Praxis zu vergleichen, ihre Wirksamkeit zu überprüfen und Strategien aufzuzeigen, wie die Ausstattung von Denkmälern langfristig vor Sonneneinstrahlung und steigenden Temperaturen geschützt werden kann.
Die durch Licht entstehenden Schäden sind irreversibel und nehmen stetig zu. Farbmittel und Materialien können durch das sichtbare Licht, angrenzende kurze UV- und langwellige Infrarot-Strahlen ausbleichen, spröde werden oder sich verformen. Das Resultat ist die beschleunigte Alterung unseres kulturellen Erbes. Um diese Schäden zu verhindern und zu verlangsamen, werden in Baudenkmälern und Museen Lichtschutzsysteme installiert. Diese schützen lichtempfindliche Ausstattungen und verringern die Aufwärmung des Innenraums.
Für das Projekt wurden gemeinsam mit dem Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e. V. (IDK) insgesamt sechs Musterplatten in den Schlössern der KsDW aufgestellt: in der Bibliothek des Schlosses Wörlitz, im Kriegerischen Kabinett des Gotischen Hauses, im Spiegelkabinett des Luisiums, im Südflügel des Schlosses Oranienbaum und im Festsaal des Schlosses Mosigkau.
© KsDW, Daniel Bartels
Auf den Musterplatten befinden sich 16 Proben bestehend aus einer Auswahl von Farben und Materialien, wie sie in der Ausstattung von Denkmälern wie Kirchen, Schlössern und Bibliotheken zu finden sind. Jeweils eine Seite der Farbmuster ist mit einer speziellen, lichtundurchlässigen Folie abgedeckt. So werden am Ende des Messungszeitraums mögliche Farbveränderungen deutlich sichtbar. In der Mitte der Tafel befindet sich ein Messgerät, welches neben Temperatur und Luftfeuchtigkeit auch die fortlaufende Lichtbelastung aufzeichnet. Nach einem Jahr werden die Platten wieder abgeholt und ausgewertet. Dadurch soll dokumentiert werden, wieviel Strahlung in den Räumen der Denkmäler ankommt und wieviel Schutz die bereits vorhandenen Lichtschutzsysteme bieten.
Messungen für das Forschungsprojekt „Lichtschutz als Beitrag zum Klimaschutz im Denkmalbestand" werden an rund 30 Standorten in Bayern, darunter z. B. auch das Schloss Neuschwanstein, Baden-Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt durchgeführt. Neben der KsDW und dem IDK sind am Vorhaben das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, das Fraunhofer-Institut für Bauphysik, das Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und -technologien der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen sowie das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg beteiligt. Das Vorhaben wird von der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU) gefördert.
Daniel Bartels, Abteilung Schlösser und Sammlungen & Stabsstelle Kommunikation und Service
Titelmotiv: © KsDW, Daniel Bartels