Gartenreichbrief -
Neues von der Kulturstiftung

Im Obergeschoss des Schlosses Oranienbaum befinden sich rechts und links des Festsaals zwei Räume, die aufgrund ihrer künstlerischen Ausgestaltung als chinesische Säle bezeichnet werden. Durch Feuchteeinbrüche, mechanische Beschädigungen und ungenügendem konservatorischen Schutz sind im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Schäden entstanden, die in einem besonders stark betroffenen Raum nun restauriert werden konnten.

Die Leinwandbespannungen der beiden Zimmer wurden 1766/67 anlässlich der Hochzeit des Fürsten Franz mit Louise von Brandenburg-Schwedt angebracht und durch den Hofmaler Johann Gottfried Buch ausgestaltet. Sie zeigen in großformatigen Bildfeldern auf hellem Grund chinesische Landschaftsmotive sowie figürliche Darstellungen. Im Raum links des Festsaals sind diese umlaufend von gemalten Rahmen aus ornamentalem Gitterwerk eingefasst. In den fünf als Supraporten gestalteten Bildfeldern sind stehende Figuren in traditioneller Kleidung dargestellt, die auf zeitgenössische Vorlagen William Chambers zurückgreifen. Acht weitere großformatige Bildfelder füllen die Wände und zeigen florale Motive mit naturgetreu abgebildeten exotischen Vögeln.

Der textile Bildträger und die aufliegende Malschicht haben in der Vergangenheit durch die starken Schwankungen des Raumklimas und lokal auftretende Schadensereignisse erhebliche Beanspruchungen erfahren. Die dadurch hervorgerufenen Spannungen haben zu starken Schäden an den bemalten Leinwandbespannungen geführt. Im Bereich der Aufhängungen der Leinwände lagen Schäden durch Materialermüdung und korrodierte Befestigungspunkte vor. Die Malschicht hatte sich teilweise vom Untergrund gelöst und zeigte Abplatzungen. Die Oberfläche der Leinwände war stark verschmutzt. Wasserschäden hatten an mehreren Bereichen starke Deformationen der Leinwände und des Spannrahmens hervorgerufen, was in der Folge zum Abriss der Leinwandbespannungen, zu Malschichtschäden sowie zu Stockfleckenbildungen geführt hat. Abgetrennte Leinwandbereiche wurden in der Vergangenheit notdürftig repariert und mit über die originalen Malschichtbereiche hinausgehenden Retuschen ausgebessert.

Schon 2024 konnte eine Schimmelbekämpfung durch eine Förderung des Landes Sachsen-Anhalt umgesetzt werden. Nun wurden gelockerte Spannleisten befestigt und die deformierte Leinwandbespannung rückgeformt und wieder angebracht. Hierfür wurde vor dem Bearbeitungsbereich eine Hilfskonstruktion errichtet, über die eine erhöhte Luftfeuchtigkeit erzeugt wurde. An einzeln angesetzten Gewebestreifen wurde die Leinwand schrittweise, über mehrere Tage hinweg, mittels individuell angesetzter Zugkraft in ihre ursprüngliche Position gebracht. Nach erfolgreicher Rückformung erfolgte die Wiederbefestigung an die auf der Wandfläche montierten Spannleisten.

Mit Abnahme der Deckleisten traten Befunde zur originalen Farbigkeit am Gitterwerk zu Tage. Vermutlich handelt es sich bei dem Rosé-Farbton um einen lichtempfindlichen Farbstoff, der über die Zeit verblasst ist. Bei der Restaurierung wurde eine Tafel gefertigt, die eine Rekonstruktion der ursprünglichen Farbigkeit dieses Raumes zeigt. 

Detail der Bespannung mit starken Verwerfungen und gestrafftes Gewebe nach Rückformung und Wiederbefestigung © KsDW, Linda Kühnel

Sowohl die Schimmelbekämpfung als auch die Restaurierung der textilen Raumausstattung wurden durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert.

 

Abteilung Baudenkmalpflege
Titelmotiv: © KsDW, Linda Kühnel