Im Jahr 1774 ließ man im sogenannten Vogelherd, an der Stelle, an der heute das Schloss Luisium zu finden ist, ein barockes Lustschloss abbrechen, welches Fürst Franz in seiner Jugend als Rückzugsort diente. Diese Abbrucharbeiten läuten den Beginn der Bauarbeiten am Landhaus der Fürstin ein, der sich dieses Jahr zum 250. Mal jährt.
Am 5. Januar 1775 erfolgte schließlich die Grundsteinlegung des neuen Hauses, im Jahr 1778 die Fertigstellung des Gebäudes. Letzte Arbeiten im Inneren des Landhauses sind bis ins Jahr 1779 belegt. Zu ihrem 30. Geburtstag, im Jahr 1780, erhielt Fürstin Louise eine Besitzurkunde über die westliche Hälfte des Vogelherds ausgestellt. Seitdem wird die Parkanlage als „Luisium“ bezeichnet.
Den Beginn der Bauarbeiten hält Louise in ihrem Tagebuch am 24. September 1774, dem Tag ihres 24. Geburtstag, folgendermaßen fest. „... am folgenden Morgen fuhren wir alle nach dem Vogelherd, wo der Fürst mir die eine Seite des Gartens übergab und mir 1000 Rthl. Jährlich zur Unterhaltung desselben und des Hauses zulegte. Die Kinder mussten mich empfangen und mit Blumengewinden die Grenzen meines Gebietes bezeichnen. Auf dem Platze wo das alte Haus gestanden hatte und das neue erbaut werden sollte, ward das Singspiel Elysium … aufgeführt.“
Just in dem Jahr, als auf dem Vogelherd die Baumaßnahmen zur Errichtung des neuen fürstlichen Landhauses begannen, konnte am 27. Dezember 1774 in Dessau ein Lehrinstitut eröffnen, das mit seinen Lehrmethoden eher auf eine lebendige und anschauliche Erziehung der Schüler abzielte – das Dessauer Philanthropinum. Die Leitung der Einrichtung übernahm zunächst Johann Bernhard Basedow, der gleichzeitig der Schöpfer dieses pädagogischen Experiments war. Man sorgte mit dieser Lehranstalt in ganz Europa für Aufsehen. Jahrzehntelang war Dessau eine der gefragtesten Adressen der Erziehungslehre und -praxis. Zum schulischen Alltag der Schüler des Philanthropins, die in der Regel Söhne aus adligen, aber auch wohlsituierten bürgerlichen Häusern waren, gehörten Wanderungen zum Luisium. Daher ist anzunehmen, dass der Auswahl der Bildquellen im Luisium ein pädagogisches Konzept zu Grunde liegt, das die Besucher fördern möchte.
Zum 250. Jubiläum sowohl des Beginns der Bauarbeiten am Luisium, als auch der Gründung dieses Lehrinstituts und damit dieser historischen, pädagogischen Verbindung des Dessauer Philanthropins und des Landhauses der Fürstin Louise, lädt die Kulturstiftung zusammen mit dem Stadtarchiv Dessau jeden Donnerstag im Oktober 2024 um 17:30 Uhr zu Vorträgen in den Festsaal des Luisiums ein.
Eröffnet wird die Vortragsreihe „250 Jahre Philanthropin im Gartenreich“ am 03.10.2024 um 17:30 Uhr durch Frau Dr. Anette Froesch mit dem Thema „Das Luisium - ein „Tempel der weiblichen Tugenden“ als Ausflugsort für die Philanthropisten“.
Corinna Meyer, Kastellanin des Schlosses Luisium